It’s Magic

In der Schneiderei von Popp & Kretschmer werden Modeträume wahr.

In einem der oberen Stockwerke des Palais Toledo, ein bisschen versteckt über den eleganten Verkaufsräumen, liegt das Schneideratelier von Popp & Kretschmer.

Vier Frauen sitzen in einem hellen Raum, arbeiten konzentriert. Aus dem Radio kommt leise Musik. Nähmaschinen rattern. Die vier Hausschneiderinnen – Enikö, Lila, Sabine und Brigitte tragen ihre Maßbänder um den Hals wie andere ihren Schmuck. Elegant, praktisch, immer zur Hand. Enikö ist mit einem Jenny Packham-Kleid beschäftigt. Erst müssen hunderte Pailletten abgetrennt werden. Dann wird die Robe enger genäht. Und schlussendlich wird jede einzelne Paillette wieder aufgenäht. Mit der Hand. Eine nach der anderen. Enikö erklärt das mit der Geduld einer Frau, die das schon hundertmal gemacht hat.

Teil der Popp & Kretschmer-Philosophie sind kostenfreie Anpassungen. Jede Kundin kann sämtliche Änderungen vom Kürzen über das Weiten bis zum Einsetzen von Trägern oder Ärmeln kostenlos in Anspruch nehmen. Das ist ein Kundenservice, den man nur mehr in den besten Modehäusern der Welt findet.

Lila, die gerade an einem Kleid von Oscar de la Renta werkt, erklärt: „Die Kundin hat sich in die Robe verliebt, allerdings war diese zwei Nummern zu klein. Zum Glück hatte das Kleid genug Nahtzugabe.“ Und was macht sie, wenn das Material nicht reicht? Sie lächelt. „Dann müssen wir eben zaubern.“

Ihre Kollegin Sabine arbeitet an einem Sommerkleid. Träger müssen drauf, weil die Kundin mehr Halt braucht. „Niemand denkt beim Entwurf daran, dass manche Frauen auch mal einen BH tragen“, sagt sie trocken. Sie beugt sich wieder über ihre Pfaff-Nähmaschine, die mindestens 40 Jahre alt ist. „Die neuen haben mehr Elektronik, aber diese hier ist von besserer Qualität und näht besser“, sagt Sabine und lässt die Nadel surren.

Am Arbeitsplatz vis-à-vis trennt Brigitte Gürtelschlaufen ab. Der Mantel muss für die Änderung komplett aufgetrennt werden. Das braucht Zeit und Hingabe zum Handwerk. Schnelle Lösungen sind hingegen beim legendären Opernball gefragt. Der SOS-Schneiderei-Service ist die Notaufnahme für Abendmode. „Männer sprengen ihre Frackhosen, Damen steigen sich auf den Saum“, erzählt Brigitte. „Oder ein Zippverschluss platzt auf.“ Dann muss es rasch gehen, damit die Gäste die Ballnacht weiter unbeschwert genießen können.

Das schönste Feedback für die Schneiderinnen sind die Zuschriften zufriedener Kundinnen. Eine Dame hat sogar ein Foto geschickt. Ein Abendkleid, perfekt angepasst. Und ein Satz darunter: Jeder hat mich bewundert.

Die Frauen vertiefen sich wieder in ihre Arbeit. Sie denken in Nahtzugaben, Trägerlängen und Millimetern. Eine Durchsage ertönt. „Eine Schneiderin bitte dringend in die Verkaufsabteilung“. Lila steht auf und verlässt das Atelier, um abzustecken, Modeprobleme zu lösen und zu zeigen, dass perfektes Handwerk einmal mehr die Basis wahrer Eleganz ist.