FAMILY AFFAIRS

vereinen Tradition und Innovation
Die Devise lautet: Stabilität und Qualität statt kurzfristiger Profitmaximierung. Denn als Familienbetrieb hat man nicht nur einen Namen zu verteidigen, sondern wirtschaftet auch stets mit Blick auf die nächste Generation. Zwei Wiener Aushängeschilder, das Modehaus Popp & Kretschmer sowie der Eissalon Tichy, stehen exemplarisch für diesen Erfolg. Das eine bietet seit über einem Jahrhundert exquisite Mode und herzlichen Service. Das andere begeistert seit 70 Jahren mit hausgemachtem Eis. Zwei Paradeunternehmen, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Impulse in Wien setzen.
Globalisierung schafft Gleichheit.
Egal ob Paris, New York oder London – auf den großen Einkaufsstraßen dominieren die immer gleichen Filialen bekannter Modeketten mit der immer selben Auswahl. Nur Wien ist anders. Denn am besten Platz gleich neben der Oper befindet sich das Modehaus Popp & Kretschmer. Seit 135 Jahren steht es für Hingabe und Tradition. Was als kleines Lederwarengeschäft begann, ist heute eine Wiener Institution und erste Adresse für Stil, Service und gelebte Tradition.
„Unser Vater Peter Trefelik hat schon mit der Mutter von Adrian Runhof gearbeitet, lange bevor es Talbot und Runhof gab“, erinnert sich Sascha Trefelik, der im Familienunternehmen für den kuratierten Einkauf verantwortlich ist. Auch mit Ralph Lauren, Carolina Herrera und Oscar de la Renta geht man schon seit 30 Jahren durch dick und dünn. Daneben spürt der Juniorchef aber auch gerne angesagte Trendmarken auf wie aktuell Alexis oder E-Stott. Große Designer und ein prachtvolles Palais als Geschäftsstandort – das klingt exklusiv, doch etwaige Schwellenangst kann man bei Popp & Kretschmer getrost ablegen. Denn vom schlichten T-Shirt bis zur aufwendigen, handbestickten Abendrobe findet man hier auf drei Etagen Mode für jedes Budget. Und zur einmaligen modischen Auswahl abseits des Mainstreams gibt es noch so viel mehr: ein Gläschen Sekt, eine ehrliche Beratung, ein offenes Ohr und eine Lösung für jedes Stylingproblem – individuelle Änderungswünsche inbegriffen.
„In einem inhabergeführten Betrieb wie dem unseren ist die Kundin mehr als nur eine Nummer“, betont Sascha Trefelik. Auch beim Personal bemüht man sich um langjährige Beziehungen. „Wir haben Stammkundinnen und Stammverkäuferinnen, die in Modesachen gar nicht mehr ohne einander sein wollen.“ Und dann gibt es überraschende Neukundinnenerlebnisse wie dieses: „40 Minuten vor Ladenschluss betrat eine Touristin unser Geschäft. Sie befand sich in einer Notlage. Sie hätte am Abend ein Event in der Albertina, aber ihr Koffer war verschollen“, erinnert sich Sascha Trefelik. Was dann passierte, grenzt an Zau berei. In Windeseile wurde ein Outfit gesucht – Abendkleid, Schuhe, Accessoires. Und während die Kundin von einer der Verkäuferinnen ein perfektes Make-up bekam, kürzte die hauseigene Schneiderin das Kleid. Die Kundin verließ das Ge schäft mit einem Lächeln, und die lange Geschichte von Popp & Kretschmer war um eine Anekdote reicher.
TICHY - HEISSGELIEBTE EISZEIT
Der Eissalon Tichy am Wiener Reumannplatz ist eine Institution. Viele sind schon seit ihrer Kindheit Kundschaft, und alle kennen die Qual der Wahl an der Eistheke: Aschanti, Haselnuss oder doch lieber Pistazie? Am besten alle drei. Dass es so gut schmeckt, liegt daran, dass das Eis vor Ort hausgemacht ist. Fertigpasten kommen der Familie Tichy nicht in die Tüte. Milch, Obers und Eier werden im Unternehmen pasteurisiert, die verwendeten Nüsse frisch gerieben. Bei den Haselnüssen schmecken viele sogar von Ernte zu Ernte kleine Unterschiede.
„Die Rezepte vom Opa funktionieren seit 70 Jahren“, resümiert Juniorchefin Xenia Tichy, die in dritter Generation in das Familienunternehmen eingestiegen ist.
Eigentlich hätte der Opa damals nach dem Krieg gerne eine Konditorei aufgemacht, aber das Geld reichte nur für ein Kellerlokal und eine Eismaschine. „Damals hieß es ja, nur Italiener können Eis machen“, erzählt Xenia Tichy. Der Opa hat die Kritiker Lügen gestraft, ist mit einem Eiswagerl durch die Stadt gefahren und hat die Herzen der Wiener erobert. Als er dann genug Geld für den Eis salon am Reumannplatz hatte, lebte er seine ursprünglichen Konditorenträume aus, indem er Mehlspeisen in Eis kreationen umwandelte.